Wieder ein Krankenhaus auf der Abschuss-Liste?

Helfenstein-Klinik in Geislingen zu teuer?

Gesundheit dürfe nicht zur Ware gemacht werden, hört man immer wieder. Fakt ist, sie ist längst dazu gemacht worden. Systematisch werden gesundheitspolitisch Gelder eingespart, Kapazitäten heruntergefahren. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Krankenhäuser. Es ist erklärtes Ziel der Regierung, die Zahl der Kliniken radikal zu reduzieren. Nicht wenige werden in die Insolvenz getrieben.

 

1975 gab es (in der BRD) noch über 3 100 Krankenhäuser mit über 707 000 Betten.

 

Die durchschnittliche Patienten-Verweildauer betrug 19,9 Tage.

 

2016 gab es in (Gesamt)-Deutschland noch 1951 Krankenhäuser (1 149 weniger als 1975 allein in der BRD) mit 489 718 Betten (minus 30,7%). Die durchschnittliche Verweildauer wurde inzwischen auf 7,6 Tage reduziert. Die Zahl der Patienten, die noch krank entlassen werden und dadurch oft dauerhafte Beeinträchtigungen erleiden, ist sprunghaft gestiegen.

 

Das muss man wissen, wenn jetzt das große Corona-Jammern darüber losgeht, dass das Gesundheitswesen an seine Kapazitätsgrenzen käme. Zu den bisherigen Infektions-Höhepunkten wurde schon über „Triage“ nachgedacht. (Darüber, wen man krepieren lässt, wenn die Intensiv-Kapazitäten nicht ausreichen.) In manchen Ländern war das schon Realität.

 

Jetzt droht die „dritte-Corona-Welle“, aber der kriminelle Kahlschlag geht weiter. Sogar im Corona-Jahr 2020 sind bundesweit weitere 20 Krankenhäuser geschlossen worden und die Helfenstein-Klinik könnte dazu kommen.

 

Sie sei zu teuer, tönt der (anscheinend zur Legitimation engagierte) Gutachter von der Firma Curaton. Die Stuttgarter Zeitung vom 8. März 21 zitierte aus dem Gutachten:

 

Vom Jahresverlust der Kreis-eigenen Alb-Fils-Kliniken in Höhe von 6,6 Millionen € kämen 1,9 Millionen aus Geislingen. Besonders die „hohen Personalkosten“ seien „Preistreiber“. Zudem sehe er einen Investitionsbedarf von rund 52 Millionen €.

 

Dass nach dem Krankenhaus-Finanzierungsgesetz die Investitionskosten gar nicht dem Krankenhaus anzulasten, sondern vom Land zu erbringen sind, ignoriert er beflissentlich.

 

Andererseits bescheinigt er eine Perspektivlosigkeit wegen „Fachkräftemangel sowohl im ärztlichen, als auch im pflegerischen Bereich“. „Sie werden es nicht schaffen, so viel Personal zu bekommen, dass sie alle Abteilungen halten können“.

 

Dass der Fachkräftemangel auch daher kommt, dass (fast) alle Klinikbeschäftigten unterbezahlt sind und dass mehr Personal auch mehr kostet, steht im Widerspruch zu der Preistreiber-Theorie, aber das ficht ihn anscheinend nicht an. Anscheinend wird alles an den Haaren herbeigezogen, was den (bestellten?) Inhalten der „Gutachter“-Aussage nützt.

 

Ansonsten strotzt das „Gutachten“ von „Marktwirtschaft“. Die Helfenstein-Klinik erziele in ihrem „Kernmarkt“ nur einen Marktanteil von 30 % und sei einer „starken Konkurrenz“ durch die Krankenhäuser in Ulm, Heidenheim, Nürtingen, Esslingen, Remstal und Stuttgart ausgesetzt.

 

Uns ist nicht bekannt, dass die Beschäftigten in diesen Krankenhäusern an Unterauslastung zu klagen hätten. Anscheinend wird hier nur ein Verwirrspiel betrieben, das von den jetzt schon bestehenden Gesundheitsversorgungs-Unterkapazitäten in der ganzen Region ablenken soll.

 

Genauso wie es ein Verwirrspiel ist, wenn die Finanznot argumentativ hin und her geschoben wird, wenn z.B. die Krankenhäuser genötigt werden, notwendige Investitionen von dem Geld abzuzweigen, das eigentlich für Personalkosten da ist, weil das Land seinen Zahlungsverpflichtungen einfach nicht nachkommt.

 

Bis Ende 1984 durften die Krankenhäuser keine Gewinne machen. Mit Einführung der Gewinn- und Verlustrechnung und der Fallpauschalen (des DRG-Abrechnungssystems) wurde das grundsätzlich geändert.

 

Objektiv führen die Fallpauschalen zu einem Druck auf die Krankenhäuser, Kosten zu sparen, Gewinne zu machen. Die Krankenhäuser werden in einen gnadenlosen Konkurrenzkampf gegeneinander getrieben. Das ist gewollt!! Die Privatisierung des Gesundheitswesens wird systematisch betrieben.

 

Die öffentliche Daseinsvorsorge wird systematisch kaputt gespart, wohl nicht zuletzt um den scheinbaren Beweis zu erbringen, dass öffentlich halt gar nichts funktioniert, wenn nicht jemand sein Geschäft damit machen kann. Im Mittelpunkt steht nicht der Patient bzw. seine Gesundung. Im Mittelpunkt steht die Krankheit bzw. das Geschäft, das mit Ihrer Behandlung gemacht werden kann.

 

Das Verwirrspiel der Gesundheitsfinanzierung lenkt davon ab, wie die öffentlichen Gelder umverteilt werden. Alljährlich begeht der Bund der Steuerzahler den „Steuergedenktag“. Der normale Lohnabhängige drückt ja nicht „nur“ Lohnsteuer und Sozialabgaben, sondern eine Unmenge weiterer Steuern und Abgaben an den Staat ab. Der Steuergedenktag ist der Stichtag, an dem rechnerisch der Normalsterbliche aufhört, für den Staat - und anfängt für sich selbst zu arbeiten. Letztes Jahr war das der 9. Juli!

 

Nachdem die Unternehmer aus unserer Arbeit Profit geschlagen haben, arbeiten wir also mehr als die Hälfte der Zeit, für den Staat, aber alle öffentlichen Leistungen müssen wir noch einmal bezahlen, möglichst mit Gewinnspanne. Wohin fließt dieses Geld?

 

Hauptsächlich kassieren Banken und Großkonzerne direkte und indirekte Subventionen (von cum-ex-Geschäften, Steuerhinterziehung und Korruption noch nicht einmal zu reden).

 

Außerdem bezahlen wir die Vorbereitung eines großen Krieges, den wahrscheinlich niemand überleben kann. Der amtierende Chef des US Strategic Command, Admiral Charles Richard, äußerte am 3. Februar, v.a. China demonstriere eine solche „aggressive“ wirtschaftliche und militärische Stärke, dass sich auf absehbare Zeit ein nuklearer Konflikt mit der Nato nicht mehr vermeiden lasse.

 

Charles Richard weiter: Die bisherige Politik der Nato müsse einer neuen „Risikoabwägung“ weichen. Für die USA und die Nato heiße das, Abschied zu nehmen von nuklearer Zurückhaltung hin zu einer Strategie, die den Einsatz von Nuklearwaffen ermöglicht.

 

53,03 Milliarden € deutsche Rüstungsausgaben für das laufende Jahr hat die Bundesregierung der Nato für diese Politik offiziell gemeldet.

 

Dieser Wahnsinn hat System. Das System heißt Staatsmonopolistischer Kapitalismus.

 

Ohne den asozialen Raubzug gegen die eigene Bevölkerung und ohne selbstmörderische Aggressionspolitik nach außen hat dieses System keine Zukunft.

 

Mit diesem System haben wir keine Zukunft!

 

Schaffen wir es ab, um zu überleben!

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