Redebeitrag der DKP für Gedenkfeier in Untertürkheim am 1. Dezember 2019

 

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten.

Wir gedenken heute der vor 75 Jahren von der Gestapo ermordeten Stuttgarter Widerstandsgruppe Schlotterbeck. Der Kommunist Gotthilf Schlotterbeck, Mitbegründer der nach ihm benannten Gruppe, war Daimler-Arbeiter und aktiver Metallgewerkschafter. Nach einem Streik wurde er entlassen und fand keine Arbeit mehr, weil er auf die „schwarzen Liste“ des Kapitals kam. Gotthilf gehörte zu den ersten, die 1933 nach Hitlers Machtergreifung für ein Jahr in Haft kamen. Bereits zwei Monate vor der Ermordung der Schlotterbeckgruppe wurden die vom faschistischen »Volksgerichtshof« wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilten Stuttgarter Kommunisten Anton Hummler und Max Wagner im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Auch diesen Genossen und allen anderen von den Faschisten ermordeten Kämpferinnen und Kämpfer wollen wir heute gedenken.

Kommunisten waren es, die im Kampf gegen den Hitler-Faschismus viele Opfer brachten. Heute ist vom kommunistischen Widerstand kaum noch die Rede. Die schon unmittelbar nach der Machtübertragung an die Faschisten einsetzenden Aktivitäten der KPD werden leider oft totgeschwiegen oder kleingeredet.

Das hat natürlich seine Gründe: Dieselbe Klasse, die 1933 den Faschismus an die Macht brachte, herrscht auch heute noch hier. Die Hintermänner und Nutznießer des Hitler-Faschismus, die Konzernherren, Kriegsverbrecher und Nazi-Juristen, krochen in der BRD nach 45 rasch wieder aus den Löchern und gelangten zurück in ihre alten Machtpositionen. Die Antifaschisten indes wurden verleumdet und aus ihren Ämtern verdrängt. Und 1956 schließlich erfolgte das Verbot der KPD.

Und während wir, so wie heute, in diesen Wochen und den nächsten Monaten im Rahmen von Mahnveranstaltungen und Gedenkfeiern das Haupt neigen vor dem Heldenmut der kommunistischen Widerstandskämpfer und der Soldaten der Roten Armee, erdreistet sich das EU-Parlament, in seinem Beschluss »Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas« der »kommunistischen Sowjetunion« die Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zu unterstellen, befürworten sie das Verbot kommunistischer Symbole und die Schleifung von Mahnmalen zu Ehren der Roten Armee. Und das Finanzamt Berlin erdreistet sich, der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Die Organisation, die von Überlebenden des faschistischen Terrorregimes u.a. Friedrich Schlotterbeck gegründet wurde, führt seit ihrer Gründung konsequent den Kampf gegen den alten und neuen Faschismus, gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit, gegen den Abbau demokratischer Rechte. Was kann gemeinnütziger sein, als diesen Kampf zu führen? Beide Entscheidungen sagen viel darüber aus, in welche Richtung sich EU und BRD-Parlament bewegen.

Auch in den Betrieben breitet sich die braune Brut wieder aus und versucht, die Arbeiterschaft ideologisch zu beeinflussen und zu spalten. In den dreißigern hießen sie nationalsozialistische Betriebszellen und deutsche Arbeitsfront, heute heißen sie Zentrum Automobil, 1 Prozent und Arbeitnehmer in der AfD" (AidA). Die Ziele sind die gleichen geblieben.

Wir Kommunisten begrüßen und unterstützen den Beschluss des IGM-Gewerkschaftstages, dem Gedenken und Erinnern an die Opfer des Faschismus mehr Bedeutung zukommen zu lassen und gegen alle faschistischen, rassistischen, rechtsextremen und populistischen Strömungen verstärkt zu kämpfen.

Das Wirken unserer Genossinnen und Genossen, die im Widerstand gegen den Hitler-Faschismus ihr Leben gaben, ist uns heute Mahnung und Verpflichtung zugleich. Angesichts der zunehmenden Rechtsentwicklung, der Rücknahme demokratischer Rechte und der wachsenden Kriegsgefahr versprechen wir Euch, nicht nachzulassen im Kampf gegen Faschismus, gegen imperialistische Kriegsvorbereitungen, für den Frieden und für den Sozialismus.

Nichts ist vergeben – nichts ist vergessen!

Nie wieder Faschismus – nie wieder Krieg!

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