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Die DKP Stuttgart Nord zeigt den Film "Der junge Karl Marx"

Wann:
Di, 8. Mai 2018, 19:00 h
Wo:
Bürgerhaus Feuerbach - Stuttgart, Deutschland
Kategorie:
Haupt

Beschreibung

Die DKP Stuttgart Nord zeigt den Film "Der junge Karl Marx" von Raul Peck.

In einem Interview sprach der Regisseur Raoul Peck mit Unsere Zeitung (UZ) über seinen Film:

UZ: Ihr Film zielt erkennbar auf ein junges Publikum, das wenig oder nichts über Marx weiß.

Raoul Peck: Ja, aber nicht nur die, auch auf Leute, die schon mal davon gehört haben. Was ich gestern in der Vorführung erlebt habe, war, dass die Magie funktionierte, auch bei vielen, die die Geschichte wohl kannten, aber angetan waren von der Subtilität, mit der sie erzählt wird. Das war mir sehr wichtig, denn oft wird übersehen, dass der Film sehr genau ist in seiner Wortwahl, in seinen Dialogen. Darum war der Film auch kompliziert zu machen. Ich wollte ja, dass ein normales Publikum ihn versteht, aber mich auch nicht der Kritik der Historiker und Experten aussetzen.

UZ: Es gibt ja schon bei der ersten Szene mit den Holzsammlern ein Zitat aus dem Off. Ist das authentisch?

Raoul Peck: Ja, das stammt aus seinem ersten Artikel für die „Rheinische Zeitung“. Das war einer der Artikel, die die preußische Regierung zensieren ließ und derentwegen sie dann die Zeitung verboten haben.

UZ: Und dass Marx Engels bei ihrer ersten Begegnung abschätzig als „Amateur mit Goldknöpfen“ bezeichnet, ist das auch authentisch?

Raoul Peck: Ich glaube, auch das ist authentisch. Denn die beiden stehen ja in diesem Moment für einen großen Gegensatz, Marx, der immer in Geldnot ist, und der Fabrikantensohn Engels.

UZ: Und der ja auch wieder im Gegensatz zur gefeuerten Arbeiterin Mary Burns.

Raoul Peck: Ja, genau, und all diese Geschichten sind authentisch, die sind durch die Dokumente aus dem Briefwechsel bestätigt. Natürlich steht im Zentrum Marx, dann Engels, aber auch diese beiden Frauen waren ja stark und intelligent, und sie waren Teil der Bewegung. Bedenken Sie,die Geschichte wird meistens von Männern geschrieben und die Frauen sieht man nicht. Aber Jenny war ja nicht so eine traditionelle Frauenfigur, sie war keine „Hausfrau“ im klassischen Sinn. Sie verstand,um was es ging bei Marx, und sie war seine Stütze.

UZ: Mich hat überrascht, dass Sie nach dem dramaturgischen Höhepunkt, der ja die Gründung des „Bundes der Kommunisten“ ist, auf eine ruhige Szene am Strand von Oostende schneiden mit dem Gespräch der zwei Frauen.

Raoul Peck: In meinem Film geht es um reale Geschichte, nicht um ein amerikanisches „biopic“. Darin wären diese Umwandlung des Bundes der Gerechten in den Bund der Kommunisten sicher der große Schluss gewesen. Aber mir ging es darum, die wahre Geschichte ohne zu viele Kompromissezu erzählen, aber auch ohne das Publikum zu verlieren. Dem muss ich ja Kino liefern, aber das, was ich ihm wirklich geben will, sind Ideen. Bei mir bedeutet der Höhepunkt eben nicht „Es ist vorbei“, sondern Höhepunkt heißt: „Jetzt kommt der nächste Kampf!“ Marx und Engels haben gewonnen,aber jetzt kommt die nächste Schlacht, die um das „Manifest“ und um die genauen, richtigen Worte. Einige Kritiker haben geschrieben, der Film sei ihnen zu klassisch. Ja, er ist klassisch, und darauf bin ich stolz, denn so wird er vom Publikum angenommen, und das, obwohl ich versucht habe, sehr genau in allem zu sein bei dieser komplizierten Materie. Deshalb hat es uns ja mehr als vier Jahre gekostet, das Drehbuch zu schreiben.


Veranstaltungsort

Standort:
Bürgerhaus Feuerbach